Straight Bourbon im Land der Europameisterschafts-Gastgeber

St. Johann, 30. April 2008

Große Ereignisse werfen ihre Schatten voraus, und angesichts der bevorstehenden EM in Österreich machten wir uns schon mal als Incognito-Inspektionstrupp auf in die Alpen, um vor Ort einen Eindruck vom Stand der Vorbereitungen zu gewinnen. In erster Linie wollten wir mal die Clubkultur in Nordtirol unter die Lupe nehmen. Die Gegend war uns gut bekannt durch unsere Auftritte in Kitzbühl 2006 und Saalbach-Hinterglemm 1999. Am Bass hatten wir diesmal Jens Dörr dabei, der zum Glück bestens mit unseren musikalischen und charakterlichen Eigenheiten vertraut ist und daher die 8stündige Busfahrt gut überstand. Parallel dazu reisten Tilo und Basti im Zug hinterher, und versuchten, etwas On-the-road-feeling in Mehdorns steife Klapperkisten zu zaubern. Während wir also hinter München dann doch noch in den befürchteten Stau gerieten, setzten die beiden in Sachen Fahrbier-pro-Kopf neue Maßstäbe, feierten den Zugbegleiter mit Fangesängen und mußten sich wohl mehr als einmal von ihren Sitznachbarn den freundlichen Vorschlag anhören: „Wollen Sie nicht nochmal für ne halbe Stunde ins Bistro gehen und etwas trinken?!?“

Kurz nach Grenzübertritt dann das erste infrastrukturelle Desaster: kilometerlange Baustelle auf der einzigen Straße im Tal, wir kämpften uns Grünphase um Grünphase im Schritttempo vor; wenn das bis zur EM nicht behoben ist, kommen die ersten deutschen Fans erst zum Viertelfinale im Land an.

Schließlich erreichten wir St.Johann, wo die nächste Organisationspanne unseren Zeitplan wieder ins Lot brachte: ohne PA fällt der Soundcheck in der Regel eher kurz aus. Angeblich waren unsere Unterlagen nicht beim Vermittler des Auftritts angekommen, eine Aussage, die durch dessen Abwesenheit nicht an Glaubwürdigkeit gewann. Irgendwoher wurden dann doch noch Mikros aufgetrieben, für den Rest reichte unsere Backline. Die Bühne erinnerte an die guten alten Molly Malone´s / Irish Pub-Zeiten, nur sind wir leider nicht mehr so schlank wie damals. Es wird höchste Zeit für eine EU-Richtlinie zur Bühnenhaltung von Musikern, so war es jedenfalls reichlich kuschlig. Zur Lautstärke gab es schon eine Vorschrift, lauter als 80 Dzb durften wir nicht, da wir aber weder ein Phonometer noch ein absolutes physikalisches Gehör unser Eigen nennen, bratzten wir einfach so drauf los wie immer. Als wäre das noch nicht genug, hatten wir noch drei weitere Tiefschläge einzustecken: das Hotel war wegen der Nebensaison eigentlich geschlossen, folglich würde uns auch niemand ein Frühstück servieren und der Backstageraum war eine 1qm große Besenkammer, die wir dann lieber ihrer eigentlichen Bestimmung überließen und uns stattdessen im Angesicht der ersten Gäste umzogen, um ihre Belastbarkeit zu prüfen. Und dann machte noch das Gerücht die Runde, es gäbe nur 3 Freigetränke für den Abend. Zum Glück gab es im Club keinen Billardtisch, sonst hätten wir den auch noch selbst in den Keller schleppen dürfen. Als dann aber nach der Suppe noch ein Hauptgang serviert wurde und wenigstens beim Bier freie Fahrt signalisiert wurde, entspannte sich die Atmosphäre spürbar, zumal jetzt auch Basti und Tilo eingetroffen waren und mit leicht geröteten Gesichtern (vermutlich ein Sonnenbrand) von ihren Bahnerlebnissen erzählten.

Dann war Showtime, und nachdem wir vorher soviel Prügel bezogen hatten, machten wir es wie Muhammad Ali gegen George Foreman: die letzen Runden waren unsere; jetzt hatten wir das Ruder in der Hand und hauten dem Publikum ungerührt unsere 2 fulminanten Sets um seine Ohren und anschließend uns noch reichlich Bier zwischen die unsrigen. Zwar war unser Auftritt ähnlich schlecht besucht wie eine österreichische Zweitligapartie im Fußball, aber die Resonanz doch überaus positiv. Die sympathischen und aufmerksamen Tresenkräfte entschädigten für die Komplikationen vorher, der Koch hatte sich aus Freude über uns Lob restlos besoffen und ein Gast fiel uns beim Einladen durch einen Vorhang direkt vor die Füße. Im Hotel eröffneten wir dann selber noch den Barbetrieb und es war durchaus von Vorteil, daß keine anderen Gäste vor Ort waren.

Der nächste morgen war wolkenverhangen und naßgrau, perfekt, um ein Frühstück bei McDonalds abzuhalten, und anschließend tat Mario am Steuer alles, um so schnell wie möglich wieder aus dem Land zu kommen. In Deutschland schien auch wieder die Sonne, der durchwachsene Abend war vergessen, wir hatten wieder „geil abgeliefert“ und konnten uns jetzt anderen Fragen widmen („Ist eigentlich dieses berühmte Harnsteinzimmer immer noch verschollen?“).

Fazit: wenn die Organisation des EM-Turniers so läuft wie bei unserem Bandauftritt, hat Österreich tatsächlich eine Chance, das Turnier zu gewinnen


Bericht: Gordian Schweitzer, Fotos: Franz Widauer www.grafischezone.at
Straight Bourbon im Land der Europameisterschafts-Gastgeber

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